➽ Süffige Grüße vom Gardasee
➽ Vom Einzelgänger zur Großfamilie
➽ Einer, der von den ganz Großen lernt
Die Weinszene ist ein heißes Pflaster. Dutzende Jungwinzer wagen sich in die Höhle des Löwen – und scheitern. Sei es, weil ihnen der Weinbackground aus der Familie fehlt, sie während des Studiums kaum Praxiserfahrungen gesammelt haben, es am nötigen Kleingeld fehlt oder einfach, weil sie auf sich alleine gestellt sind. Und dann gibt es jene Jungwinzer, die es schaffen, die Weinszene ordentlich aufzumischen. So einer ist Edoardo Lessio. Er hat seinen Weinen den Namen Borgolago verpasst. Die Borgolago-Familie bekommt regelmäßig Nachwuchs und wächst allmählich zu einer italienischen Großfamilie heran. Und was soll man sagen? Diese Großfamilie vom Gardasee muss man einfach lieben!
Edoardo ist in Mailand geboren und aufgewachsen. Um sich während des Abiturs ein wenig Geld dazuzuverdienen, jobbte er in einer Weinbar. Dort bekam er das erste Mal Wein vom Gardasee in die Hände – wie Cà dei Frati. Nach dem Abitur studierte er dann Weinbau und Önologie an der Università degli Studi di Milano. Mit dem Abschluss in der Tasche, machte er sich auf den Weg, die Weinwelt zu erkunden. Er reiste mit dem Rucksack nach Australien und arbeitete dort im Barossa Valley auf einem Weingut. Dann ging es weiter nach Spanien, Sizilien, in die Toskana und nach Venetien. Hier fand er seine große Liebe: Den Gardasee. Er war direkt verknallt in die Landschaft, das Klima und die Rebe.
Schon Eboardos Vorfahren sind dem Gardasee verfallen. Er erzählt uns eine Geschichte, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. „Es ist eine klare Nacht vor vielen Hunderten von Jahren. Meine Vorfahren sitzen mit Freunden in ihrem Haus in Sirmione. Diese brachten ein ganz besonderes Geschenk mit: Weinreben. Als der nächste Morgen anbrach, spannten sie ihre Pferde vor die Kutsche. Beladen mit Reben, Brot und Wasser machten sie sich auf den Weg in den Südosten von Venetien. Dort wollten sie die Reben einpflanzen. Doch der eigentliche Halbtagesritt entpuppte sich als Tragödie. Ein Hagelsturm überraschte die Gruppe auf einem schmalen Pfad. Als die Eltern nicht mehr nach Hause kamen, reitete der älteste Sohn drei Tage später los, um sie zu suchen. Nach einigen Stunden entdeckte er die herabgestürzte Kutsche am Fuße einer tiefen Schlucht.“ Edoardo ergänzt: „Das Ende ist traurig, daher schreibe ich es neu“.
Matteo und Edoardo haben direkt den nächsten Knaller rausgehauen. Sie beglücken die Gardasee-Weinlover mit weiteren fruchtig frischen Weißweinen und Rosés, sowie Rotweinen, die es in sich haben. Und da Stillstand gleich Rückstand ist, feilen sie schon an dem nächsten Coup. Die Borgolago-Familie bekommt schon bald ein weiteres Wein-Baby!
In Gedenken an seine Vorfahren beginnt Edoardo mit Anfang dreißig, am südlichen Zipfel des Gardasees die Weingeschichte der Familie fortzuschreiben. Unweit von Sirmione baut er seine ersten Weine an und nennt sie Borgolago, in Anlehnung an den Burg-Ort Sirmione. Er setzt auf zwanzig Jahre alte Trebbiano di Lugana Reben – das Erbe dieses Gebiets. Seit 1967 schützt die Denominazione di origine controllata (DOC) das Anbaugebiet.
Schnell bekam die Borgolago Wein-Familie Nachwuchs. Der Lugana bekommt einen kleinen Bruder, den Pinot Grigio. Die Trauben für den Wein reifen an alten Reben, die inmitten einer sanften Hügellandschaft im Hinterland des Gardasees stehen. Die Weinreben sind umgeben von einem Paradies aus Olivenhainen, Zypressen und kleinen Seen, gut geschützt vom UNESCO-Weltkulturerbe. In Kombination mit den warmen Sommern und milden Wintern finden die Trauben hier beste Voraussetzungen zum Reifen vor.
Weinbusiness ist eine knallharte Competition – das merkt auch Edoardo mehr und mehr. Also bittet er einen Kollegen um Hilfe. Und da Edoardo nicht darauf steht, kleine Brötchen zu backen, spricht er eine echte Größe im Weinbusiness an: Dr. Matteo Bernabei. Er berät namhafte Weingüter weltweit. Matteo stammt aus einer Weinbau-Dynastie und stapfte in die Fußstapfen seines Vaters Franco Bernabei. Auch er verhilft Weingütern auf der ganzen Welt zu großem Erfolg.
Matteo sammelte viele Jahre Erfahrungen bei renommierten Weingütern wie Bertani, La Bioca, Malavasi, Lornano, Cherri und Ruffini. Als Edoardo ihm von seinem Projekt erzählt, war er direkt Feuer und Flamme. Er stellt wichtige Kontakte her, und überzeugt andere mit seiner rhetorischen Stärke und seiner durch und durch charmanten Art. Im Keller hilft er Edoardo zudem, die finalen Weine zu kreieren. Wenn einer die Kunden kennt, dann Matteo. Er sorgte schnell für einen überregionalen Hype nach den Borgolagos. Den Grundstein legten die beiden auf dem Kultfestival in Bardoline, der Festa dell’Uva e del Vino Bardolino. Dort schenkte das Duo den Lugana aus – und die Menschen feierten ihn, als gäb’s kein Morgen mehr.