Ein lauwarmer Wind weht durch die Rebstöcke von Domaine La Colombette. Das Weingut liegt in sanfter Hügellage, im Hintergrund glitzert das Mittelmeer in unterschiedlichen Blauschattierungen. Wo andere Urlaub machen, baut die Familie Pugibet vorzüglichen Wein an. Das Weingut La Colombette ist seit vier Generationen im Familienbesitz und liegt in Südfrankreich vor den Toren von Béziers. Besonders bekannt sind François und sein Sohn Vincent für ihre alkoholfreien und alkoholreduzierten Weine. Wofür sie anfangs belächelt wurden, erweist sich als echter Volltreffer.
Alles begann 1890 mit einer Lovestory. François Pugibets Großvater Louis verliebte sich Hals über Kopf in eine Winzertochter und heiratete sie. Als Mitgift bekam er ein Stück Weinberg. Er verfiel der Leidenschaft für Wein und kaufte weiteres Land. Schließlich gab er dem Weingut den Namen, den es bis heute trägt: Domaine La Colombette. So hieß die Straße in Toulouse, in der François das Licht der Welt erblickte.
Wie der Vater, so der Sohn. 1966 übernahm François das Weingut. Das war wie ein Booster für das Weingut. Denn François wollte mehr. Höher, besser, weiter! Er pflanzte internationale Rebsorten an, gönnte sich einen technisch top modernen Weinkeller und neue Barriques. Zudem setze er voll auf nachhaltige Weinwirtschaft. Sein Ehrgeiz zahlte sich aus und er fuhr erste Preise mit seinem Wein ein.
1995 siegte er beim Wettbewerb „Chardonnay du Monde“. Einige Jahre später folgte der zweite Sieg. Dieser Doppelsieg imponierte Pugibets Kollegen so sehr, dass sie ihm den Spitznamen „Teufel des Chardonnay“ verpassten.
Und wieder heißt es: Wie der Vater, so der Sohn! François Sohn Vincent stieg mit in das Weinbusiness ein. Anfang der 2000er wagten sie dann etwas, für das viele Winzer-Kollegen sie vermutlich am liebsten gelyncht hätten. Sie entzogen dem Wein den Alkohol. Dafür entwickelten François und Vincent ein eigenes schonendes Verfahren, das der Wein im Anschluss an die Herstellung durchlief. So können sie den Alkoholgehalt ihrer Weine individuell variieren, auf bis zu null Prozent. Für ein Mehr an Feinheit und Frische, wie die beiden sagen.
2009 sahnten sie mit ihren alkoholfreien Weinen die Goldmedaille beim „Wine Innovation Awards“ ab. Neben alkoholfreien Weinen produzieren die beiden unter anderem auch Merlot, Cabernet Noir, Cabernet Blanc und Chardonnay.
Um mehr über die Weine zu erfahren – und darüber, wie sie entstehen – nehmen François und Vincent Pugibet uns mit durch die Weinberge von La Colombette. Wir streifen durch das saftige Grün der Weinreben, hören das Meer im Hintergrund rauschen und genießen die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut.
Die beiden erzählen uns, dass das hier vorherrschende Mikroklima perfekt für die Reben ist. Auch der Boden trägt zum Aroma der Weine bei. Unterschiedliche Schwemmlandböden bringen mineralische Noten in den Wein. Die Reben wachsen in klassischer Straucherziehung.
Aus der Ferne sehen wir jemanden auf uns zukommen. Es ist Vincents Frau, Sophie. Auch sie arbeitet inzwischen im Weingut La Colombette und kümmert sich um alle administrativen Aufgaben. Zudem hat sie bei wichtigen Entscheidungen ein Wörtchen mitzureden – etwa dem Kauf weiterer Weingüter. Schon zwei Mal haben sie zugeschlagen. Sie kauften die Häuser Domaine de la Trésorière und Domaine de Belle-Rive. Die Weine aus den Trauben von dort entstehen jedoch in der Mutterbasis, La Colombette.
Den Pugibets auch. Alle Weine stammen aus nachhaltigem Weinbau, einige tragen sogar das EU-Biosiegel. La Colombette gehört damit zu den umweltfreundlichsten Weingütern Frankreichs und übertrifft die üblichen Rahmenbedingungen des Öko-Weinbaus um einiges.
François und Vincent kultivieren resistente Rebsorte, die ganz ohne Chemie, Kupfer und Schwefel prächtige Trauben entwickeln. Über achtzig Hektar der Rebfläche des Hauses sind von den neuen Sorten besiedelt. Zudem setzen die Winzer auf flexible Tröpfchenbewässerung. Mit minimalstem Wasseraufwand bringen die beiden ihre Schätzchen auf den Weinbergen selbst durch die heißesten Sommer Frankreichs. Null Prozent Pestizide, bis zu null Prozent Alkohol: So macht das Weintrinken doch gleich doppelt Spaß, oder?
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